Bericht

Unterstützung war ein besonderer „Glücksfall“

2021

St.Vith.- In den aktuellen Krisenzeiten der COVID19-Pandemie sind menschliche Werte wie Solidarität und Nächstenliebe wichtiger denn je. Bereits seit vielen Jahren kümmert sich die RK-Lokalsektion St.Vith-Burg-Reuland im Süden Ostbelgiens um Notleidende und Schutzbedürftige. Vor allem die Lebensmittelbank wird wöchentlich von mehr als 425 Personen besucht.

Im Gespräch mit der RK-Präsidentin Marie-Hélène Düsseldorf wurden die derzeitigen Schwierigkeiten mit denen die „Lebensmittelhilfe“ zu kämpfen hat deutlich. „Wir haben aktuell aufgrund der Pandemie und den damit verbundenen gesellschaftlichen Einschränkungen akute Versorgungsengpässe, die wir nur durch Zukäufe kompensieren können“, erklärte die dynamische Präsidentin.

Fehlende Lebensmittelspenden

Ein Großteil der Lebensmittel, die an die Notleidenden und Hilfsbedürftigen verteilt wird, stammte vormals aus Spenden lokaler Geschäfte. „Die Ausgangssperre und auch die Hamsterkäufe der ersten Wochen sorgten dafür, dass weniger Waren wie gewohnt gespendet werden. Auch wurden gewisse Produktionen, beispielsweise bei den Bäckern, heruntergefahren. Das sind Produkte, die wir regelmäßig zur Verfügung gestellt bekamen und an die Menschen verteilen konnten. Das ist jetzt nicht mehr möglich“. Neben diesen Produktspenden wurden gewisse Zukäufe in einem Rahmen von durchschnittlich 25.000 € jährlich durch Zuwendungen vonseiten der DG,der Service-Clubs sowie durch Einnahmen der angegliederten Kleiderbörse realisiert. „Unser Second-Hand-Laden ist wegen COVID19 geschlossen, so dass diese Einnahmen fehlen. Zukäufe sind somit nicht möglich, dienen unsere Rücklagen doch zur Deckung der laufenden Kosten unseres Hauses. Außerdem trifft uns die Krise zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, mussten wir doch aufgrund der Sicherheitsbestimmungen im Herbst einen Lastenaufzug ankaufen, der in wenigen Wochen geliefert wird und mit ca. 35.000 € von uns bezahlt werden muss“, erklärt Marie-Hélène Düsseldorf weiter.

Keine Einnahmen durch „Kleiderbörse“

Eine weitere Besonderheit der Pandemie ist das derzeitige Abbrechen der Spendenfreude. „Wir haben im ersten Quartal nur einige wenige Spenden erhalten. In normalen Jahren war das Spendenaufkommen deutlich höher. So sah es zwischenzeitlich aus, als ob die Lebensmittelhilfe in St.Vith ihre Pforten schließen musste. Hier trat schließlich die König-Baudouin-Stiftung auf den Plan, die im Rahmen ihres COVID19-Hilfsfonds der Lebensmittelhilfe St.Vith 10000 € zur Verfügung stellte. „Vor allem die unbürokratische Art und Weise ist beispielhaft, so dass wir sehr schnell die Hilfsgelder nutzen konnten. Die Spende bietet uns bis zum Herbst Planungssicherheit; dann haben sich Folgespenden anderer Serviceklubs angekündigt“, zeigte sich die RK-Präsidentin glücklich und zufrieden. Das Geld der KBS wurde vor allem für den Ankauf von frischem Obst und Gemüse verwendet. Auf die Frage, ob sich die Zahl der Hilfsbedürftigen durch COVID19 erhöht habe, stellte Marie-Hélène Düsseldorf eine Art Verschiebung fest: „Es sind nicht mehr Menschen geworden, die dienstags zu uns zur Lebensmittelbank kommen, aber es sind neue Gesichter, darunter auch Familien und Alleinerziehende. Das ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass viele unserer Stammkunden aufgrund ihres Alters zur sogenannten Risikogruppe zählen und somit den Weg zu uns scheuen. Hierauf haben wir reagiert und einen kleinen Lieferdienst organisiert, der von Freiwilligen aber auch von Nachbarn durchgeführt wird. Hierfür rufen wir die älteren Menschen montags an und garantieren dadurch auch einen gewissen sozialen Kontakt“.

Die Armut ist unter uns

"In Krisenzeiten rücken die Menschen halt zusammen. Das macht mir Hoffnung, dass wir unser Projekt auch weiter fortsetzen können.“
Marie-Hélène Düsseldorf
Präsidentin der Rotes Kreuz - Lokalsektion St.Vith-Burg-Reuland

Es handele sich bei den Kunden der Lebensmittelbank meist um ostbelgische Mitmenschen, die wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder aber Altersarmut in akute Notsituationen geraten seien. Besonders erschreckend sei die Tatsache, dass auch sehr viele junge Menschen den Anschluss zum gesellschaftlichen Leben verlieren; mangelnde Schulausbildung, Perspektivlosigkeit und psychische, durch den gesellschaftlichen Druck hervorgerufene Krankheiten seien hierbei die Hauptursachen. Die Lebensmittelhilfe sieht sich in diesem Zusammenhang als ergänzende Hilfe, deckt sie nicht den wöchentlichen Lebensmittelbedarf der Betroffenen ab. „Durch Covid-19 bedingt kommen immer mehr Familien, deren Kinder momentan ganztags zuhause sind und nicht mehr zu einem sozialen Preis in der Schule essen können. Der Bedarf ist daher viel größer, während unsere Mittel geringer werden“, so Marie-Hélène Düsseldorf weiter. Neben der direkten Hilfe in Form von Lebensmitteln achte man beim Roten Kreuz vor allem auf die Menschlichkeit. "Wir praktizieren ein so genanntes „gemischtes Ehrenamt“, bei dem Ehrenamtliche zusammen mit Kunden Hand in Hand für unsere Sache zusammenarbeiten. Das ist wichtig, da hierdurch ein neues Selbstwertgefühl, ein neues Selbstbewusstsein kreiert wird, von dem die Kunden bei einer möglichen Integration zehren“, erklärte die Präsidentin. Im Durchschnitt werden dienstags 425 Personen bedient, wobei derzeit die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen strengstens eingehalten werden. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft hat durch die Pandemie offensichtlich keinen Schaden genommen, im Gegenteil, spontan meldeten sich einige jüngere Menschen um dem Roten Kreuz in St.Vith tatkräftig zu helfen. „Unsere 123 Ehrenamtlichen am Standort St.Vith sind meist über 60 Jahre alt, so dass sie uns als Helfer im Augenblick nicht wie gewohnt zur Verfügung stehen. In Krisenzeiten rücken die Menschen halt zusammen. Das macht mir Hoffnung, dass wir unser Projekt auch weiter fortsetzen können“. Die Unterstützung durch die KBS erachtete Marie-Hélène Düsseldorf jedenfalls als absoluten „Glücksfall“.

Rotes Kreuz Sektion St. Vith - Burg Reuland c/o Marie-Hélène Düsseldorf Tel.: +32-80-227 666 GSM +32-474-346 579 Email: sanktvith@roteskreuz.be

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